Nothilfe für die Untere Lobau: Entschlammung

Aktualisiert: 21. Juli 2024
Wenn die Stadt Wien schon kein Wasser in die Untere Lobau reinlässt, sollte sie zumindest den Schlamm aus den verlandenden Gewässern rausholen. Das würde die Situation deutlich verbessern, argumentiert Manfred Christ vom Verein Lobaumuseum Wien.

Unbedingt lesen! Link auf lobaumuseum.wien: Rasche Nothilfe für die Untere Lobau: Entschlammung!

Beim Begriff „Verlandung“ denken die meisten Menschen wohl unmittelbar an Wassermangel und fallende Pegelstände der betroffenen Gewässer. Gerade im Fall von Altarmen wie in der Unteren Lobau, die vom Fluss abgetrennt wurden, ist das gar nicht das Hauptproblem. Es ist vielmehr fast genau umgekehrt: Die Gewässer werden seichter und verlanden, weil der Boden quasi nach oben wächst.

Das ist in der Unteren Lobau in zwei Varianten zu beobachten: 1. Ablagerung von Feinsedimenten und 2. Bildung mächtiger Schlammauflagen in Zusammenhang mit der Eutrophierung (Anreicherung mit Nährstoffen) der Gewässer. Beides liegt vor allem an der fehlenden Durchströmung. Vor allem bei Hochwässern können in einer naturbelassenen Au sowohl Sedimentablagerungen als auch Schlammauflagen durch die Kraft des Wassers verhindert bzw. beseitigt werden.

Von Sedimentablagerungen ist das Schönauer Wasser (in Niederösterreich) und vor allem der Bereich zwischen Schönauer Traverse und Schönauer Schlitz (Lücke im Marchfeldschutzdamm) betroffen, da dem durch den Schlitz in die Au gelangten Donauwasser beim Abfließen einfach die Kraft fehlt, die Sedimente wieder „mitzunehmen“. Die Schlammauflagen wiederum nehmen im Gewässerzug nach oben an Mächtigkeit zu, Seerosen und Schilf gedeihen prächtig, und die Gewässer werden von den Ufern her quasi in einen Würgegriff genommen, beobachtbar überall, vor allem aber im Mittelwasser und im Eberschüttwasser.

Eine Anbindung des Hauptgewässerzugs der Unteren Lobau an die Donau, inklusive bei Hochwasser, könnte diese Probleme lösen. Das war zwar für lange Jahre das Credo der Stadt Wien, doch wurden alle dahingehenden Planungen spätestens 2015 abgeblasen. Eine Modellierungsstudie hatte ergeben, dass alle Dotationsvarianten die Qualität des in der Unteren Lobau geförderten Grundwassers gefährden könnten. Gegen die naheliegende Lösung – eine Aufbereitungsanlage für das Grundwasserwerk Lobau – wehrt sich die Stadt Wien aber seither mit Händen und Füßen.

Entschlammung und Entlandung. Aber Wien hätte noch andere Optionen, der Aulandschaft zu helfen, ohne das Geld für eine Aufbereitung in die Hand zu nehmen. Entschlammung und Entlandung sind die „Zauberworte“, und die technischen Verfahren sind alles andere als „Raketenwissenschaft“, betont Manfred Christ. Ziel ist, die dicke Schlammschicht am Grund des Gewässers abzusaugen, eventuell See- bzw. Teichrosenwurzeln zu entfernen, sowie Schilf und Gräser auszugraben.

Solche Verfahren wurden von der Stadt Wien schon vor Jahrzehnten praktiziert. Ein besonders spektakuläres Beispiel war die Entschlammung des Kaiserwassers 1995, erinnert Manfred Christ:

„Die spektakulärste Entschlammung fand 1995 im Donaustädter Kaiserwasser statt. Das beliebte Badegewässer litt zu dieser Zeit unter einer bis zu zwei Meter dicken Schlammschicht und drohte seine Tauglichkeit für Fische und Badegäste zu verlieren.

Die Magistratsabteilung 45 (Wiener Wasserbau) heuerte deshalb ein acht Meter langes Saugboot an, das den Schlamm über ein halbes Jahr hinweg aus dem Kaiserwasser vorsichtig, mit Wasser vermischt, über eine Rohrleitung in die Donau pumpte.“

Genauso wie im Fall des Kaiserwassers könnte die Stadt Wien zumindest „einige Hotspots der Artenvielfalt“ in der Unteren Lobau auf diese Weise revitalisieren. Christ nennt als Kandidaten das Schwarze Loch, das Eberschüttwasser und das Mittelwasser. LKW-Transporte mitten durch den Auwald bräuchte es dazu nicht: „Der Schlamm kann über eine beliebig lange Rohrleitung in die Donau entsorgt werden.“

Mehr dazu auf lobaumuseum.wien unter Rasche Nothilfe für die Untere Lobau: Entschlammung!.

Verlandung des Eberschüttwassers

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