Offener Brief zur Lobau ans Wiener Rathaus

Der Österreichische Naturschutzbund, Landesgrupe Wien, hat den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in einem Offenen Brief zu unverzüglichen Maßnahmen zur Rettung der Unteren Lobau aufgefordert. Unterstützt wird die Forderung u. a. von der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich und vom forum wissenschaft & umwelt.

Begrüßenswert ist dieser Offene Brief insbesondere, weil die Lösung des Konflikts zwischen Sicherheit der Wiener Trinkwasserversorgung und Schutz und Erhaltung des Nationalparks ausdrücklich genannt wird: die Errichtung einer Aufbereitungsanlage für das Grundwasserwerk in der Unteren Lobau (GWW Lobau).

 

Naturschutzbund, Landesgruppe Wien
Link zum nachstehend wiedergegebenen Offenen Brief: Offener Brief an Bürgermeister Ludwig zur Situation der Lobau
Wien, 19.03.2025

Herrn Bürgermeister Dr. Michael Ludwig
Rathaus
Lichtenfelsgasse 2, Stg. 5
1010 Wien

 

Betreff: Offener Brief zur Situation der Lobau

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ludwig,

wir schreiben Ihnen in großer Sorge um den Wiener Anteil des Nationalparks Donau-Auen, der Lobau.

Die Gefahr, dass die Lobau ihren international verliehenen Nationalparkstatus verliert, wird immer drohender.

Im Herzstück des Gebietes, der Unteren Lobau, schreitet die Verlandung der Gewässer in beängstigender Geschwindigkeit voran. Damit gehen das typische Landschaftsbild und all jene Tier- und Pflanzenarten verloren, durch deren Existenz das Gebiet als nationalparkwürdig deklariert werden konnte.

Die Stadt Wien investiert seit mehr als 25 Jahren in Studien, Projekte, Konzepte und Planungen – ohne offensichtlich auch nur eine einzige der vielen, dabei aufgezeigten Rettungsmöglichkeiten zu verwirklichen.

Seit zehn Jahren hält sich die praktisch nie bewiesene, nur auf einem mathematischen Modell beruhende Meinung, eine Dotation der Unteren Lobau mit Wasser aus der Neuen Donau würde die Brunnen und damit die Wiener Wasserversorgung hygienisch in Gefahr bringen.  Ein vermeintlicher Sachverhalt, der dazu geführt hat, dass seither jedes konsequente Handeln unterbunden ist.

Der Konflikt lautet absurderweise: Trinkwasser gegen Nationalpark. Eine Sackgasse, die sich die Stadt selbst errichtet hat.

Denn die Brunnen der Lobau verfügen nach wie vor über keine Aufbereitungsanlage – trotz der Tatsache, dass die Notwendigkeit, das Wasser sämtlicher Wiener Grundwasserwerke technisch aufzubereiten, seit Jahrzehnten unbestritten ist.

Wien hat die Lobau in diesem Zusammenhang eigenhändig zum Sterben verurteilt, denn vor knapp zwanzig Jahren wurde der Bau einer bereits fertig geplanten zentralen Wiener Grundwasser-Aufbereitungsanlage aus für uns unerkennbaren Gründen wieder abgesagt. 

Was auch die beiden Grundwasserwerke Nussdorf und Donauinsel bis heute außer Funktion gesetzt und somit die Sicherheit der Wiener Wasserversorgung massiv geschwächt hat.

Den Bürger*innen bleibt hier als Botschaft: Wien erspart sich eine Aufbereitungsanlage, gefährdet damit die eigene Wasserversorgung und lässt dafür unbekümmert die Lobau zugrunde gehen.

Die Untere Lobau ist nicht nur Nationalpark, sie ist auch ein internationales Schutzgebiet im Rahmen des Ramsar-Übereinkommens und seit 2007 Europaschutzgebiet.

Das Unterlassen von Maßnahmen gegen die Verlandung ist nicht nur unvereinbar mit dem  Naturschutzrecht und jenem auf EU-Ebene, sondern auch eine Missachtung des Wiener Nationalparkgesetzes.

Die Landesgruppe Wien des Österreichischen Naturschutzbundes fordert daher die Landesregierung auf, den Konflikt zwischen Wassergewinnung und Nationalpark unverzüglich durch notwendige Investitionen, praktische Entscheidungen und rasches Handeln zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen

Österreichischer Naturschutzbund Landesgruppe Wien

 

Der offene Brief wird unterstützt von

 


Zoologisch-Botanische Gesellschaft in Österreich (ZOOBOT) www.zoobot.org

 


forum wissenschaft & umwelt fwu.at

 

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