Mit den derzeit frostigen Nächten sollte sich auf den Gewässern der Unteren Lobau zumindest eine dünne Eisschicht bilden – und damit eventuell die Möglichkeit für interessante Eisaufnahmen, wie fast genau vor vier Jahren (siehe Untere Lobau im Februar: Eisbilder). Das dachte ich vor meinem jüngsten Spaziergang – eher ein rascher Fußmarsch – durch die Untere Lobau. Die Vermutung zur dünnen Eisschicht erwies sich als richtig, die Eismotive waren aber eher spärlich gesät.
Positiv war das Fehlen von Fluglärm (bei Nordostwind erfolgen keine Landeanflüge über die Untere Lobau), und der Pegel der Gewässer war nicht so niedrig wie man in Anbetracht der niedrigen Wasserführung der Donau befürchten könnte. Menschen waren kaum unterwegs – auf dem Weg von der Kreuzgrundtraverse zur Gänshaufentraverse und zurück zur Mühlleitner Furt kam mir keiner zu Gesicht. Dafür waren von der Gänshaufentraverse aus einige Silberreiher und ein Graureiher zu sehen, zwei Mal zischte sogar ein Eisvogel vorbei (Aufnahmechance null, wie üblich …).
Bedenklich stimmten mich allerdings die Anzeichen von Holzeinschlag. Betroffen waren Altbäume, bereits eine Seltenheit in diesem Bereich des Auwalds, ebenso wie jüngere Bäume mit bis zu 20 cm Stammdurchmesser. An vielen Stellen waren Stapel von Ästen unterschiedlicher Stärke angehäuft, Sägemehl lag auf und neben den Wegen. Ist dieser Holzeinschlag tatsächlich nötig? Mir fehlt es leider an forstwirtschaftlichen Kenntnissen, doch mein Vertrauen in das Waldmanagement der Stadt Wien ist nicht gerade ausgeprägt …
Information zu Aufnahme 3, „Verbindungsarm“. Der trockene Altarm auf dem dritten Bild, nahe beim Uferhaus Staudigl, existiert in dieser Form erst seit irgendwann zwischen 2005 und 2010 – damals wurde er auf einer Strecke von 150 Metern um bis zu 90 cm abgesenkt, um eine bessere Verbindung zwischen dem Groß-Enzersdorfer Arm und dem Eberschüttwasser zu schaffen. Das sollte die Weiterleitung von Dotationswasser aus der Oberen in die Untere Lobau ermöglichen, was in einem befristeten „Wasserwirtschaftlichen Versuch“ zwischen 2010 und 2015 auch tatsächlich ausprobiert wurde.
Ziel war, die Auswirkungen auf die Qualität des zur Trinkwasserversorgung entnommenen Grundwassers in der Unteren Lobau zu testen – aufgrund von Modellierungen waren keine bzw. sogar positive Effekte erwartet worden. Es ergaben sich jedoch keine wesentlichen Erkenntnisse, da es an Wassermengen fehlte – die Dotation der Oberen Lobau funktionierte in diesen Jahren nicht wie vorgesehen. Seit 2015 ist diese Verbindung durch einen kleinen, ursprünglich als selbstätiges Wehr gedachten Balkendamm permanent unterbrochen, weil die Stadt Wien seither aufgrund von Modellierungen donauseitiger Dotationswege auch hier negative Folgen befürchtet. Mehr dazu in einem zukünftigen Beitrag.