Untere Lobau: Der wahre Zustand der Gewässer

Aktualisiert: 3. Dezember 2023
Untere Lobau am 26. März 2022 – Aufnahmen vom Schwarzen Loch bis zur Schönauer Traverse. Infolge der anhaltend niedrigen Wasserführung der Donau gelangt kein Donauwasser über den Schönauer Schlitz in das System, und die Gewässer offenbaren ihren tatsächlichen, grundwasserabhängigen Zustand und die fortschreitende Verlandung.

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Die Aufnahmen der Galerie unten zeigen zwei Aspekte der Verlandung – das Zuwuchern der Gewässer von den Rändern her, mit der zunehmenden Ausdehnung des Schilfbewuchses, und die als Folge nicht ausgeräumter Sedimente (mangels Durchfluss) weitere Verflachung der ohnehin seichten Gewässerbecken. Nicht zu sehen sind die Faulschlammauflagen, die im Eberschüttwasser schon vor Jahren auf eine Mächtigkeit von bis zu einem Meter und im Mittelwasser auf bis zu einem Dreiviertelmeter geschätzt wurden, aber auch in Randbereichen der übrigen Gewässer existieren.

Wichtig: Der Zustand der Gewässer der Unteren Lobau Ende März 2022, so traurig er sich auch ausnimmt, ist keine Ausnahme. Diese Situation zeigt sich praktisch in jedem Jahr für längere Zeiträume, siehe etwa meinen Bericht vom Oktober 2019: Untere Lobau am 25. Oktober 2019. Das Donauwasser, das etwa ab Mittelwasserstand (MW2010) über den Schönauer Schlitz von unten her in das System gelangt, ist wieder abgeflossen. Der Großteil kam zuletzt mit dem Hochwasser zum Jahreswechsel 2021/22 dazu (siehe Grafik rechts). Zum Schönauer Schlitz siehe meinen Beitrag vom Juni 2020: Untere Lobau am 23. Juni 2020.

Der niedrige Wasserstand am Schwarzen Loch lässt zudem vermuten, dass die geringe Wasserführung der Donau auch den Grundwasserpegel absinken hat lassen, da das Schwarze Loch nur bei außergewöhnlichen Hochwässern vom Donauwasser erreicht wird; der jüngste Abfluss des Donauwassers aus den Gewässern stromabwärts kann daher nicht die Ursache sein. Die seit Wochen anhaltende Trockenheit könnte ebenfalls dazu beigetragen haben.

Was dann in den Gewässerbecken übrig bleibt, entspricht in etwa dem Grundwasserstand, da jede Verbindung des früheren Seitenarmsystems zur Donau stromaufwärts mit der Donauregulierung und dem Bau der Hochwasserschutzdämme unterbrochen wurde.

Eine Besonderheit ist das sogenannte „Überschusswasser“ aus dem Grundwasserwerk Lobau, Grundwasser, das zur Wartung der Horizontalfilterbrunnen benötigt und in der Regel dann in das Eberschüttwasser (oberhalb der Kreuzgrundtraverse) eingeleitet wird, wenn das Grundwasserwerk gerade nicht zur Versorgung Wiens verwendet wird. Die positiven Effekte sind zeitweise höhere Pegel des Oberflächenwassers und ein gewisser minimaler Durchfluss, obwohl sich an der Gesamtwasserbilanz des Gebiets dadurch nichts ändert.

Früher wurde dieses Grundwasser einfach in die Donau abgeleitet, bis Proteste von Protagonisten des Vereins Lobaumuseum (lobaumuseum.wien), u. a. des Lobau-Kenners Robert Eichert (lobauinfo/facebook) dazu führten, dass dieser Unfug abgestellt wurde. Es handelt sich nach Angaben der Magistratsabteilung 45 (Wiener Gewässer) von 2015 um durchschnittlich 250 Liter / Sekunde, das wären beachtliche 21.600 Kubikmeter pro Tag.

Der Augenschein spricht jedenfalls dagegen, dass derzeit Überschusswasser eingeleitet wird. Der sogenannte „Hauptgewässerzug“ ist in seine einzelnen Bestandteile zerfallen, getrennt voneinander durch die dann trockenliegenden Hochpunkte Kreuzgrundtraverse, Mühlleitner Furt, Gänshaufentraverse (Wehr), Schwadorfer Furt und Schönauer Traverse (siehe Karte oben). Noch dazu ist auch der Teil des Schönauer Wassers zwischen der Schwadorfer Furt und der Schönauer Traverse praktisch zweigeteilt, wie sich den Aufnahmen entnehmen lässt, ebenso die Tatsache, dass die Hochpunkte an der Gänshaufentraverse und der Schönauer Traverse trocken liegen.

Die Aulandschaft der Unteren Lobau hat ohne eine Öffnung zur Donau stromaufwärts jedenfalls langfristig keine Überlebenschance. Beschränkte Dotationen aus der Neuen Donau wie im Fall der Oberen Lobau taugen höchstens als Sterbehilfe. Wird nichts dergleichen getan, hat das Gebiet auch als Nationalpark keine Zukunft. Generell dazu siehe u. a. Lobau & Umweltrecht.


Aufnahmen Untere Lobau vom 26. März 2022

 
 

Der Graureiher am Schwarzen Loch ist in einem kurzen Flug-Video in Zeitlupe zu sehen: Graureiher, Kurzflug / Schwarzes Loch.

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